SORGSAMER UMGANG MIT ALKOHOL
Der Jahreswechsel steht vor der Tür und viele Leute machen sich wieder Vorsätze. Ein Klassiker auf der Liste ist weniger Alkohol zu trinken. Gerade im Januar komplett auf Alkohol zu verzichten, der sogenannte «dry january», erfreut sich grosser Beliebtheit. Solche Massnahmen sind durchaus sinnvoll, wenn man dann nicht im Februar zu arg nachholt.
Teil der Kultur
In praktisch allen Ländern ist der Konsum von Alkohol geregelt. So ist vielerorts das Mindestalter von Alkohol gesetzlich festgelegt. Dabei ist die Spannbreite weit: Während in Ländern, wie etwa in England oder Irland, gesetzliche Mindestpreise für alkoholische Getränke gelten, ist der Konsum von Alkohol in einigen Ländern sogar ganz verboten. Die Missachtung eines solchen Verbots kann unter Umständen zu harten Bestrafungen führen, die bis zu Gefängnis reichen. Diese strengen Strafen haben aber meistens einen religiösen oder historischen Hintergrund. Im westlichen Kulturkreis ist Alkohol Teil der Kultur und des gesellschaftlichen Lebens. Versucht man den Konsum durch Verbote einzudämmen, entstehen Probleme.
Kampf gegen Alkohol
Am eindrücklichsten zeigte sich dies in den USA der 20er Jahre. Am 16. Januar 1920, vor rund 100 Jahren, trat der 18. Zusatzartikel zur Verfassung in Kraft. Er untersagte die Herstellung, den Transport und den Verkauf von Alkohol in den Vereinigten Staaten. Der Kampf gegen den Alkohol war eine Reaktion auf den stark zunehmenden Verkauf von Bier, das ab 1890 zum beliebtesten alkoholischen Getränk geworden war. Konservativen Kreisen war auch die wachsende Kneipendichte ein Dorn im Auge. Zeitweise gab es in gewissen Gegenden einen Saloon auf 200 Einwohner (Zum Vergleich in Zürich, der Partyhauptstadt der Schweiz, gibt es pro 1000 Einwohner 1, 56 Bars, in Luzern sind es bereits nur 0,88 und in Basel gar nur 0,57). Mit den Kneipen kam auch Glücksspiel und Prostitution.
Steigender Alkoholkonsum, trotz Verbot
Trotz des Verbots nahm der Alkoholverbrauch pro Kopf bereits zwei Jahre nach der Einführung wieder auffallend zu und stieg in der Tendenz während der Prohibitionsjahre weiter. Auch das Trinkverhalten änderte sich, zum negativen: Der Konsum verlagerte sich von Bier und Wein vermehrt auf Spirituosen, die leichter zu schmuggeln und auch einfacher zu destillieren waren. «Moonshining», das Schwarzbrennen wurde zum Trend und viele Leute brannten nun ihren Schnaps heimlich. Dabei kam es zu zahlreichen Todesfällen, weil gepanschter oder vergällter Alkohol getrunken wurde.
Druck durch die Bürgerschaft
Verheerend fiel die Bilanz der Prohibition aber vor allem in Bezug zur Kriminalität aus. So stieg die Mordrate von 5,6 pro 100'000 Einwohner im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts auf 10,0 in den Zwanzigerjahren. Dies hatte massgeblich mit der Übernahme des illegalen Alkoholgeschäfts durch die Mafia zu tun. 1930 waren zwei Drittel aller Gefängnisinsassen wegen Alkohol- und Drogendelikten inhaftiert. Nebst der ausufernden Kriminalität stärkte die grosse Depression die Opposition gegen das Alkoholverbot. Sie führte zu massiven wirtschaftlichen und sozialen Problemen, die dringender erschienen als die Bekämpfung des Alkohols. Zudem hofften immer mehr Leute, die Abschaffung der Prohibition würde die lahmende Wirtschaft ankurbeln und dem Staat dringend benötigte Steuereinnahmen verschaffen. Der Druck durch die Bürger brachte die Prohibition schliesslich ins Wanken. Dies führte zur Aufhebung des 18. Zusatzartikels (Alkoholprohibition) durch den 21. Zusatzartikel während der Endphase der Amtszeit von Präsident Herbert Hoover, nach knapp 14 Jahren.
Teil unserer Kultur
In der Schweiz konsumieren die meisten Erwachsenen Alkohol. Die Mehrheit geniesst ihn mass- und genussvoll. Alkohol ist ein Teil unserer Kultur und ein gesellschaftlich akzeptiertes Genussmittel, das wichtiger Bestandteil zahlreicher Anlässe ist. Deshalb geniessen Frau und Herr Schweizer meistens alkoholische Getränke bei speziellen Gelegenheiten und in gemütlichen Runden. Es gibt aber auch Leute, die Alkohol übermässig konsumieren. Rund jede fünfte Person in der Schweiz trinkt Alkohol missbräuchlich. Das heisst, sie trinken regelmässig zu viel, zu oft oder zur falschen Zeit alkoholhaltige Getränke. Fast 5 % der Bevölkerung trinkt chronisch risikoreich, wie eine Studie des Bundesamtes für Statistik zeigt. Ein chronisch überhöhter Alkoholkonsum erhöht das Risiko für alkoholbedingte Krankheiten wie Krebs, Organschädigungen, Herzinfarkt und psychische Krankheiten sowie die Gefahr eine Abhängigkeit zu entwickeln. Aber auch die sozialen Folgen sollten beachtet werden, denn Missbrauch führt zu viel Leid, bei den Betroffenen selbst, bei den Angehörigen und bei Kindern von Alkoholabhängigen.
Verantwortungsvoller Konsum
Regelmässiges Trinken kann ein Einstieg in die Abhängigkeit sein, weshalb man auf seinen Alkoholkonsum achten sollte. Gefährdet ist etwa, wer trinkt, um Stress, Ängste oder Einsamkeit zu vergessen. Deshalb ist es wichtig, mit dem Alkohol verantwortungsvoll umzugehen und auch offene Augen im Umfeld zu haben. Das Bundesamt für Gesundheit fördert gemeinsam mit Partnern einen respektvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken. Gemeinsam informieren sie etwa über die Gefahren und Schäden des Alkoholmissbrauchs, entwickeln Handlungsinstrumente und sorgen für Hilfe. Für die meisten gilt aber glücklicherweise, dass sie sorgsam und verantwortungsvoll mit Alkohol umgehen. Ein Glas Wein zum Essen, ein Feierabendbier mit Freunden. Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag. Er entspannt und kann gute Laune machen. Gerade deshalb sollte man ihn nicht verbieten, sondern sorgsam geniessen.